Bericht Ludwig - Heinkelfreunde Bremen-Unterweser

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Bericht Ludwig

Bilder > 2018 > Ausfahrt Lauenförde 2018
Unser Heinkelfreund Ludwig hat zu der Ausfahrt einen super Bericht geschrieben, der auch in der Heinkelinfo erschienen ist.
Hier könnt ihr seinen Bericht lesen:

Und jetzt mal alle auf die Knie !“
Heinkel Fahrer sind nicht devot und rutschen auch nicht auf allen Vieren ins Ziel. Warum wir trotzdem alle ehrfurchtsvoll unsere Kniescheiben belasten sollten, dazu später mehr.
Wir Heinkelfreunde Bremen-Unterweser rücken jedes Jahr zu einer Wochen-Tour aus. Nach Sauerland, Ostharz, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen geht es diesmal ins Weserbergland. Sonntag bis Freitag, 10 Roller, 1.200 Kilometer ohne 1 Meter Autobahn (!), ein paar Ersatzteile und jede Menge gute Laune im Gepäck. Vom Treffpunkt in Langwedel bis zu unserem Quartier in Lauenförde eine genial ausgearbeitete Tour über die Dörfer, mit täglichen Ausfahrten um die 200 Tageskilometer. Unser Tour Guide Gerd Matrose erweist sich wieder als Kapitän der Landstrassen. Heinkel Fahrer sind ja süchtig nach Erdkunde und begeistert von der Villa Löwenherz, Deutschlands ältestem Biker Hotel. Das Haus wurde 1905 vom jüdischen Industriellen Hermann Löwenherz erbaut. Nach jahrelangem Leerstand eröffnete es 1978 als Motorradhotel, perfekt auf Zweiradfahrer eingestellt. Die Halbpension mit Frühstück und Abend-Büffet läßt keine kulinarischen Wünsche offen. Viola, Melanie und Laureen kümmern sich hinreißend um unseren Flüssigkeitsbedarf (Vorsicht ! Schierker Feuerstein macht süchtig !).
Eine Brücke über die Weser verbindet die beiden Orte Lauenförde (Niedersachsen) und Beverungen (NRW) miteinander. In den 5 Tagen rollern wir bequem zwischen Niedersachsen, Hessen und NRW hin und her. Überall scheint die Sonne (bis auf Dienstag) und überall sind die Strassen in perfektem Zustand. Das Dreiländereck an der Oberweser entpuppt sich als ein Eldorado für Biker.
Ich wohne in Bremen keine 100 Meter vom Weserufer entfernt, aber hier zwischen Bodenwerder und Bodenfelde ist der Fluss wie eine gewundene Leitplanke für unsere Kolonnen-Fahrt. Herrlich ! Gleich zweimal setzen wir mit einer sogenannten Gierseilfähre rüber ans andere Ufer. In Wahmbeck und in Polle (Aschenputtel-Stadt). Ein kurzes, aber paradiesisches Vergnügen.
Dienstag früh wird unser Heinkel-Chirurg Heinz K. zu einer „Operation am offenen Herzen“ gerufen. Bei einem 103 A2 ist der Ventilsitz am Einlass-Ventil gebrochen. Keine Kompression mehr und kein Kompromiss. Der alte Kopf muss runter, ein neuer rauf ! Heinz hat nicht ganz zufällig einen frischen Zylinderkopf im Gepäck. Um 13 Uhr erwacht der Patient aus seiner Narkose und nimmt ohne Röcheln an der Ausfahrt teil.
Völlig ungeplant begegnen wir gleich mehrfach einer anderen Heinkel Truppe (ein Freundeskreis mit 13 Rollern). Zuerst am Kloster Bursfelde, wenig später in Hannoversch-Münden und ein drittes Mal bei einer engen Ortsdurchfahrt.
Auf dem Köterberg  langweilen sich zwei Dackel und ein Boxer. Dieser Berg soll der Höhepunkt der Gegend sein mit leicht geschummelten 500 Metern. Der Weg  ist das Ziel. Wie Kletterziegen fühlen wir uns aber nicht. Das Köterberghaus ist in die Jahre gekommen und wirkt nicht einladend.
Im Weserbergland schießen Windräder wie Pilze aus dem Waldboden, dort, wo sie unsere Panorama-Fotos am meisten versauen, ganz oben auf den Bergrücken. Bürgerinitiativen wettern auf Protest-Bannern gegen die riesigen Windräder. Angler-Clubs prangern die Versalzung der Weser an. Alles friedlich.
Bleibt noch die Pointe, warum wir alle auf die Knie sollen.  Wir erleben eine exklusive Führung durch den PS-Speicher in Einbeck. Diese private, mittlerweile in eine Stiftung überführte Sammlung von ca. 1.500 Zweirädern und diversen Klein- und Kleinstwagen, ist ein Muss für alle Benzin-Süchtigen ! (Warum verstecken die eigentlich alle Heinkel Fahrzeuge in ihrem Depot, statt sie auszustellen ?).  Jedenfalls hat unser Speicher-Guide Rüdiger Nagel ein kindliches Vergnügen an seinen Geschichten über die liebevoll inszinierten Raritäten. Schon im obersten Stockwerk (man läuft von oben nach unten) läßt er uns vor sich antreten, mit dem Rücken zu einer Vitrine, in der das ultimativ erste motorgetriebene Zweirad der Welt auf seine Bewunderung wartet. „Und jetzt, meine Damen und Herren, bitte alle mal umdrehen und auf die Knie !“
Wir bleiben alle standhaft (die Gelenke werden auch nicht jünger…) und werden auch im kommenden Jahr wieder zu einer großen Wochentour aufbrechen, wenn unser Kapitän Gerd nicht streikt.
Ludwig Evertz

Die in dem Bericht enthaltenen Bilder seht ihr auf der nächsten Seite
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